Navigation auf uzh.ch

Science Lab UZH

Gemeinsame Akkorde

Die Schönheit des alltäglichen Vogelgesangs

von Shannon Luepold, PhD Studentin an der Vogelwarte Sempach

Haben Sie heute schon Vögel singen gehört? Wahrscheinlich schon, auch wenn Sie es vielleicht gar nicht bemerkt haben. Selbst in überfüllten städtischen Lebensräumen begleiten die Vögel unseren Alltag mit ihren Gesängen. Meist sind wir jedoch so daran gewöhnt oder zu beschäftigt, um ihren Gesang wahrzunehmen. Wenn Sie genau hinhören, können Sie die einzigartigen Stimmen der Amsel, der Kohlmeise und des Buchfinken erkennen. Jeder mit seinem eigenen charakteristischen Stil (normalerweise sind es die Männchen, die singen).


RotkehlchenAmsel

Für Wissenschaftler wie mich, die den Vogelgesang studieren, ist die visuelle Darstellung der Geräusche ein Mittel, um die Gesangsbildung und die Intentionen des Gesangs der Vögel besser zu verstehen und zu quantifizieren. Wir können uns zum Beispiel fragen, wie schnell der Triller im Gesang des Rotkehlchens ist. Wenn wir uns ein Spektrogramm des Gesangs ansehen, können wir genau berechnen wie viele Töne er während eines Trillers pro Sekunde singt und wie gross der Frequenzunterschied zwischen seinen höchsten und tiefsten Tönen ist. Diese und andere Aspekte des Vogelgesangs, die anhand eines Spektrogramms gemessen werden können, geben wichtigen Aufschluss über die Gesundheit und Vitalität des Sängers. Bei vielen Arten wurde durch den Vergleich zwischen Individuen festgestellt, dass die Gesangsleistung mit dem Überleben und der erfolgreichen Reproduktion korreliert. So können diese Lieder nicht nur schön sein, sondern auch wertvolle Einblicke in die körperliche Gesundheit des Sängers geben. Spektrogramme helfen nicht nur den Wissenschaftlern den Vogelgesang in seiner ganzen Komplexität zu messen und zu quantifizieren, sondern auch den Vogelbeobachtern, die einzigartigen Stimmen ihrer alltäglichen gefiederten Begleiter zu erkennen. Manchmal hilft uns das Gehörte als visuelles Muster zu sehen, um den Klang zu erkennen und in Zukunft zu identifizieren. Warum kommen Sie nicht vorbei und sehen, ob Sie die sechs häufigsten Vogelgesänge mit den entsprechenden Spektrogrammen abgleichen können? Es ist nicht so schwer, wie Sie vielleicht denken und vielleicht können Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang durch den Park sagen: "Ich weiß, wer in dem Baum dort drüben singt...".