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von Maria Alejandra Parreño, PhD Studentin an der UZH
Der Mensch verändert die Natur seit Jahrhunderten. Daher sind schöne Orte, die wir als "natürlich" bezeichnen, in Wirklichkeit das Ergebnis menschlicher Eingriffe. Ein Bauernhof, eine Stadt oder ein Garten sind offensichtliche Beispiele für vom Menschen geschaffene Landschaften. Aber manchmal ist es schwer zu erkennen, ob etwas natürlich oder künstlich ist: z.B. ob ein Wald einheimisch ist, von der Forstwirtschaft angebaut wird oder Teil eines Restaurationsprogramms ist. Es gibt verschiedene Stufen von Eingriffen. Diese Abstufung reicht von Landschaften, die vollständig entworfen und bewirtschaftet werden, bis hin zu Landschaften, die nur geringe Nebenwirkungen der Zivilisation erfahren und gewöhnlich als naturnah bezeichnet werden. Tatsächlich wird davon ausgegangen, dass keine Landschaft in ihrem natürlichen Zustand mehr ist, sondern dass jede Landschaft einen mehr oder weniger hohen Einfluss durch den Menschen erfahren hat und deshalb einen unterschiedlichen Grad an "Natürlichkeit" aufweist. Mit dem Wort Natürlichkeit beschreiben wir, wie stark wir eine Landschaft als naturbelassen oder von Menschenhand gezeichnet wahrnehmen. Ökologische Natürlichkeit, bezieht sich auf die ökologischen Aspekte unserer Eingriffe in die Natur.
Künstliche Landschaften sind nicht von Natur aus schlecht; sie bieten dem Menschen ein Zuhause, Nahrung, Erholung und alles, was wir zum Überleben brauchen. Wenn eine Landschaft jedoch immer künstlicher wird, ist es das Mindeste die biotischen Wechselwirkungen zu erhalten und die Ressourcen langfristig sauber zu halten. Daher ist es in unserem Interesse Landschaften identifizieren zu können und nicht zu vergessen, welchen Beitrag natürliche Landschaften für das menschliche Wohlbefinden, die biologische Vielfalt und Ökosystemfunktionen im Allgemeinen leisten. Wann immer möglich, sollten wir versuchen, unsere langfristigen Auswirkungen in beiden Bereichen zu verringern, um eine Anpassung des natürlichen Systems zu ermöglichen und die Ressourcen zu erhalten. Aborigine-Stämme haben sich in der Vergangenheit darum bemüht dies zu erreichen, indem sie sich im Tempo der natürlichen Prozesse entwickeln, was die Auswirkungen auf die Umwelt minimiert hat.
Wie also lassen sich menschliche Fußabdrücke in der Landschaft identifizieren? Zum Beispiel neigen wir Menschen dazu, geometrische Strukturen zu schaffen: quadratische Gärten mit gleichmäßigen Rändern und symmetrisch angeordneten Blumen, gerade Flüsse ohne Mäander oder Gefälle und einheitliche Wälder mit geringer Artenvielfalt. Um unsere Bauernhöfe und Städte zu bauen, verändern wir oftmals den Flusslauf, die Form von Seen, die Grenzen zum Meer (in der Regel durch Auffüllen von Feuchtgebieten mit Erde), wir schneiden lange Gräser ab um sie in Ordnung zu halten, und wir bringen Wasser in verlassene oder kalte Gebiete um sie produktiver zu machen. Alle Komponenten dieser Veränderungen charakterisieren eine Landschaft, die den menschlichen Bedürfnissen angepasst ist. In letzter Zeit gibt es Tendenzen zur Erhaltung von Naturlandschaften, die das Gegenteil dieser traditionellen Bewirtschaftung darstellen, aber immer noch einen Eingriff darstellen, z.B. die Begrünung von Dächern in Städten oder das ungeregelte Wachstum von einheimischem Unkraut an den Grenzen von Bauernhöfen zum Schutz der lokalen Flora und Fauna.
Die Erhaltung von Landschaften, die der einheimischen so nahe wie möglich sind, ist schwierig, da wir die Welt mit fremden Elementen (wie Plastik) überschwemmen und großräumige Prozesse (wie Klima oder Nährstofffluss) sie verändern. Dennoch können wir naturnahen Landschaften in Nationalparks, Reservaten und nicht bewohnten Orten immer noch begegnen. Die biologische Vielfalt ist in der Regel ein zuverlässiges Element der Naturlandschaften, wobei allerdings darauf geachtet werden muss, ob es sich um einheimische oder eingeführte Arten handelt, was ein historisches Wissen über lokale Ökosysteme erfordert. Die Überwachung der biologischen Vielfalt in Landschaften, als Indikator für den Einfluss des Menschen, ist deshalb wichtig. Weitere Hinweise auf die "Natürlichkeit" finden sich in der Wasser-, Luft- und Bodenqualität und in der Periodizität von Erd- und Klimaprozessen, wie Vulkanausbrüche, Überschwemmungen, das Vorhandensein von Nahrungsnetzen auf allen Ebenen (von autotrophen Pflanzen bis hin zu Spitzenräubern) und das Fehlen von biologisch nicht abbaubaren Elementen (wie Beton oder Plastik). Wenn der Mensch jedoch ein Gebiet verlässt, wird es von der Natur zurückerobert und bringt somit das Ökosystem in einen neuen Zustand, den wir in ferner Zukunft wahrscheinlich wieder als "natürlich" betrachten.