Navigation auf uzh.ch

Science Lab UZH

Wie man im Verborgenen bleibt oder die Bedeutung der genetischen Vielfalt

von Dr Jasmin Winkler

Die Pfeffermotte (auch bekannt als Biston betularia) ist ein unauffälliges kleines Insekt, das sich tagsüber kryptisch gegen die Rinde von Birkenbäumen tarnt. Dort versucht es, sich vor seinen vielen Raubtieren, wie dem Rotkehlchen und der Amsel, zu verstecken. Je besser ein Individuum zum Hintergrund der Birkenrinde passt, desto wahrscheinlicher ist es, dass es überlebt. Bis vor kurzem taten die hellen Flügelmuster der meisten Individuen dieser Art genau das: Sie ermöglichten es der Motte sich zu tarnen und verborgen zu bleiben.

Luftverschmutzung die Oberfläche der Birken und die Pfeffermotte war nicht mehr in der Lage in ihrem Hintergrund zu verschwinden. Die Rinde wurde dunkelbraun und alle hellen Pfeffermotten, die jetzt sehr auffällig waren, wurden von Vögeln entdeckt und gefressen. Wenn es nicht einige wenige Individuen gegeben hätte, die eine andere genetische Variante trugen, wäre die Pfeffermotte ausgestorben.

Diese genetische Variante, welche die Melanin Produktion antreibt, führte dazu, dass die ursprünglich hellen Flügelmuster dunkelbraun gefärbt werden, was es dieser Motte ermöglichte sich auf dem nun dunkleren Hintergrund wirksam zu tarnen. Mit diesem neuen Vorteil blühte der dunkel gefärbte Typ auf und ersetzte fast alle hellen Individuen: Vor der industriellen Revolution trug nur einer von 10'000 Pfeffermotten das Allel für die Melanin Produktion. Nach etwa 50 Jahren dicker Luftverschmutzung hatten 98% der Pfeffermottenpopulationen dunkle Flügel - ein Phänomen, das auch als industrieller Melanismus bezeichnet wird. Heute hat die Luftverschmutzung massiv abgenommen und die Rinde der Birken hat sich wieder in ihre ursprünglich helle Farbe verwandelt. Als Folge davon ist auch das Verhältnis von hell- zu dunkelgefärbten Individuen wieder auf vorindustrielle Verhältnisse zurückgekehrt. Die Geschichte der Pfeffermotte ist nicht nur ein erstaunliches Beispiel für die Evolution in Aktion, sondern erzählt uns auch anschaulich, wie wichtig die genetische Vielfalt für das Überleben einer Art und letztlich für die biologische Vielfalt ist.

deko

Die genetische Vielfalt - das Vorhandensein verschiedener genetischer Varianten in einer Population einer Art - ermöglichte es der Pfeffermotte in einer sich verändernden Umwelt zu überleben. In Zeiten wiederkehrender und großer Umweltveränderungen ist die Erhaltung der genetischen Vielfalt so wichtig denn je um das langfristige Überleben und die Erhaltung der Biodiversität zu sichern.