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von Kevin Vega, PhD Student in Ökologie, ETH
Städte sind lebendige Ökosysteme, in denen menschliches Handeln direkt mit natürlichen Prozessen verbunden ist, sie verändern, fördern oder behindern (manchmal alles gleichzeitig). Die Pflanzen, die es in den Städten gibt, scheinen oft nur nach unserem Belieben zu existieren: Wir pflanzen und säen, mähen und schneiden das Grün unserer städtischen Räume. Die Verbreitung von Saatgut, die Bestäubung, die Kolonisierung und der Wettbewerb können jedoch immer noch wichtige Treiber für die biologische Vielfalt der Pflanzen in den Städten sein. Meine Arbeit untersucht dieses Zusammenspiel zwischen dem menschlichen Handeln und den natürlichen Mustern in städtischen Wildblumen in Zürich.
Meine Forschung hat ergeben, dass die zahlreichsten Formen von städtischem Grün Straßenbaumpflanzungen (oder Baumscheiben) sind. Trotz ihrer geringen Grösse können diese Pflanzungen eine grosse Vielfalt von Wildblumen beherbergen. Bei richtiger Pflege und ausreichender Anzahl an Baumscheiben/anderen Grünflächen oder Infrastrukturen in der Nähe scheinen diese Lebensräume in der Lage zu sein, sich miteinander zu verbinden, um eine noch höhere Biodiversität zu erhalten (möglicherweise durch natürliche Saatgutausbreitung und Bestäubung). Städte stellen zwar ein System dar, das sich durch schnelles menschliches Handeln in ständigem Wandel befindet, aber sie bieten auch die Möglichkeit, direkt mit den wichtigsten Gestaltern und Treibern des Systems in Kontakt zu treten und sie zu beeinflussen. Durch eine durchdachte Stadt- und Landschaftsplanung können wir dazu beitragen, die Arten von Lebensräumen zu fördern, die im Großstadtdschungel erfolgreich sein können.
Doch nicht nur in Architekturbüros sind Städteplaner zu finden. Die Bevölkerung ist die größte Gestalterin der Städte. In Zusammenarbeit mit dem lokalen Citizen Science Netzwerk StadtNatur und Stadtwildtiere haben wir das Projekt „Wo Samen Fallen“ ins Leben gerufen, um die sich selbst verbreitenden Blumenarten, die in die Gärten und auf die Balkone der Menschen gelangen, zu erfassen. Dabei präsentierten wir die häufigsten Wildblumen in Städten, ihre Verbreitung und die Bedeutung der ökologischen Vernetzung. Die Kernbotschaft lautete wie folgt: Lässt man den unbefestigten Boden für sich allein, beginnt er auch neben den verkehrsreichsten Straßen zu sprießen. Im Sommer ist die Stadtluft voll von Pflanzensamen, die irgendwo landen, dort keimen und zu einer neuen Pflanze heranwachsen. Wenn wir in der Stadt interessante, einheimische und bienenfreundliche Wildblumen pflanzen, würden sich die Samen der Luft bald ändern und mehr dieser Pflanzen würden in der ganzen Stadt keimen.
Wir gaben unseren Freiwilligen Boxen, um sie auf ihren Balkonen und in ihren Gärten aufzustellen. Nachdem sie diese Schalen mit neuer Blumenerde gefüllt hatten, mussten sie nur noch die Erde gießen, warten und sehen, wer kommt und wächst. Unsere Freiwilligen luden begeistert Fotos ihrer Boxen hoch und versuchten zu erraten, welche Pflanzen eingeflogen waren und woher sie gekommen waren. Wir glauben an das Potenzial solcher Projekte, die Öffentlichkeit direkter mit ihren wilden Nachbarn zu verbinden und ihnen zu helfen, darüber nachzudenken, welche Art von Grün sie in ihren Städten sehen wollen.